Das Gerät
So da ist nun das neue IPad direkt aus dem Apple Store, drei Wochen nach Bestellung. Schick, etwas schwer, traumhaftes Display. Mir, als altem Bastler fällt natürlich sofort auf - keine Schrauben. Das heißt, wenn was kaputt, kann ich es nicht reparieren. Na gut- ich fahr auch Audi und nicht Käfer. Aber am Ende fehlt doch jede Erweiterungsmöglichkeit, die man allein durch externe Ports wie USB bekommen würde. Viele Notebooks haben auch interne Möglichkeiten für Speicher oder UMTS. Geht nicht. Der Aufpreis für UMTS liegt beim dreifachen, als man für ein internes Modul im freien Handel zahlen muss. Sehr positiv ist die Einschaltzeit und die Akku Laufzeit. Der Preis entspricht den modernen Gesetzen der Preisbildung. Presse jeden Euro aus deinem Kunden.
Das Geschäftsmodell
Für mich ist es wichtig zu wissen, womit eine Firma Ihr Geld verdient, um Entwicklungen für die Zukunft abschätzen zu können. Eine Firma die Software verschenkt, muss am Service verdienen. Entsprechend ist “einfach” kein Feature das ich da erwarten werden. Apple verdient an den Geräten und an der dauerhaften Nutzung, den sogenannten Long Tail. An Apps, Books und Musik. Entsprechend ist es für Apple gut, wenn ich öfter mal eine neues Gerät kaufe und den schlappen Akku nicht selber durch Drittanbieter tausche. Außerdem ist es gut, wenn ich das Gerät häufig nutze und dabei den ein oder anderen Cent an Apple spende.
die Inbetriebnahme
Ich habe geflucht. Es geht nichts ohne Internet und Itunes. Also keine iPads für Eskimos. Man muss sein Gerät sozusagen freischalten. Das geht nur mit den persönlichen Daten. Der Download beträgt ca 90 MB und ich frage mich warum die Software nicht auf dem Gerät ist. Auch liegt keine DVD oder Bedienungsanleitung bei. Ich denke entgegenen jeder Verbraucherschutzverordnung. In meinem Fall hatte ich Probleme mit dem Wlan. Der Apple Support ist… die Empfehlung auf der Website lautet. Bei Wlan Problemen soll man den Access Point anders zu konfigurieren.
Das Betriebsystem
Nackt- nicht immer intuitiv. Manchmal nervig. Im Sinne von alles raus, nur was wirklich funktioniert bleibt drin. Ich musste feststellen das HEX Wlan Keys bei Apple Case sensitve sind (was ich für falsch halte). Jedenfalls gabs dafür keine passende Fehlermeldung und ich musste den Wlan Key 10 mal eintippen. War jedes mal weg, keine Zwischenablage und es ist unlustig zwischen Buchstaben und Zahlen dauernd auf der Screen Tastatur hin und her zu schalten. Es funktioniert im übrigen aber auch erstaunlich gut, auf eine echte Tastatur zu verzichten.
Mein Sohn stellte als erstes die Frage, wo sind die Spiele? Es gibt keine Spiele auch nichts zum zeichnen. Elementares fehlt wie z.B. drucken, Sicherheit, Backup.
Flash? Hat mir bisher noch nicht gefehlt. Trotzdem habe ich Videos geschaut, was ehrlich ein tolle Sache ist, auch wenn ich nicht einen Spielfilm lang ein Brett in der Hand halten möchte.
Die Bedienung per Multitouch ist angenehm und intuitiv. Für meinen Sohn aber ohne Erklärung nicht nutzbar. Ein Safari Browser ist dabei, der es aber nicht erlaubt, die Suche auf Bing umzustellen. Generell sind die IPad OS UI’s wenig spektakulär. Teilweise auch schlecht. So gibts Eingabe Formulare bei denen man scrollen muss um auf den entscheidenden Button drücken zu können.
die Anwendungen
Das ist der eigentliche Knüller. Es gibt wirklich unzählige (man sagt 150.000) nützliche Helferlein im Appstore. Allerdings erst nach Eingabe der Kreditkarte und Bestätigung der 67 Seiten AGB’s. Mit dem Ziel in Zukunft mit 2 Clicks und der Eingabe des AppStore Passwortes ganz schnell 4,99 ärmer zu sein. Test oder Rückgabe Möglichkeiten habe ich keine gesehen. Die Preise der Apps reichen von gratis bis über 20 Euro.
Die Suche im Appstore ist rudimentär. Da könnte man von Google oder Bing einiges lernen. Das System ist closed. Geschlossener gehts kaum. Apple kann Dir sogar gekauften Content wieder von deiner kleinen Maschine rauben.
Die Apps Entwickler
Die Eigentliche Kreativität und Nutzen entsteht in den Köpfen von Millionen von Anwendern. Wer Geld für einen Mac hat und 100 Euro pro Jahr zahlt kann damit auch Programme für IPhone und Ipad schreiben. Zwar weit entfernt vom Komfort und Möglichkeiten von Visual Studio, aber auch nicht ganz kompliziert. Dabei kommt entgegen, das ohne jede Altlast,in kurzen Zyklen, entwickelt wird. Und Apple macht den Reibach damit. Einfaches oneclick, ala Amazon, System senkt die Hemmschwelle für den Käufer. Die alten IPhone Apps kann man hochzoomen, machen aber oft Problem bei Tastatur Eingaben.
Ein Teil des Erfolges beruht auf dem Marketing für die APPs . Speziell die Medienkonzerne sehen ihr Heil darin, doch noch an payed Content zu kommen über das closed App Konzept. So schaltet die Welt seit Wochen ganzseitige Anzeigen für die Welt APP, die natürlich nur auf dem IPad läuft. Kostenlose Werbung und große Reichweite.
Ein anderer Teil des Erfolges sind die teils echt witzigen APP Ideen von Tausenden von Entwickler, die so hoffen doch noch Millionär zu werden. Ein Momentum das nur Kapitalismus in Reinkultur an den Tag bringen kann. Somit darf eigentlich kein Linker ein IPad besitzen.
Die Liebe steigt
Nachdem ich mich ein wenig in das System eingefunden habe, finde ich vieles wirklich gut. Ich habe Nutzen und manches macht echt Spaß. Ob ich privat zu den aktuell 3 Millionen iPad Benutzern gehören möchte, bezweifle ich allerdings. Man muss mal klar sagen, das von den 500 bis ca 800 Euro, die man fürs nackte Geräte zahlen muss, viele andere nützliche Dinge gekauft werden können. Eine Waschmaschine oder ein Plasma TV. Vor allem da die voraussichtliche Nutzdauer im Bereich von ein bis zwei Jahren liegen wird und erhebliche Folgekosten zu erwarten sind. Mich stört wirklich das Monopol. Ich habe keine Möglichkeit ohne Totalverlust jemals das Apple Ecosystem wieder zu verlassen. Ich denke das mit fortschreitender Marktdurchdringung auch die Regierungen und Behörden drauf drängen werden das System zu öffnen. Das ist der Segen und Fluch von Apple. Noch sind sie nicht groß genug, wenn sie es aber sind ist ihr Geschäftsmodell hinfällig. Generell wird Apple mit diesem Vorgehen im Business Umfeld keinen Fuss in die Tür bekommen.