Bei einer variablen Schriftart (variable font) können mehrere Varianten einer Schriftart in einem
File zusammengefasst werden. Das kann font-weight
und font-style betreffen, aber auch
benutzerdefinierte Eigenschaften. Theoretisch können auch komplett
unterschiedliche Schriftbilder zusammengepackt werden (siehe weiter unten im
Abschnitt „Axis“).
Wenn es rein um die Ladezeiten geht, sollte man von Fall zu
Fall abwägen, ob sich dafür eine variable
font auszahlt; zwar gibt’s jetzt ein Komplettpaket der Schriftart, aber
dafür vergrößert sich natürlich auch die filesize.
Abhängig vom verwendeten Dateiformat kann man aber trotzdem sinnvolle
Dateigrößen erreichen. Empfohlen: woff2.
Nicht nur durch dick und dünn
Variable fonts können weitaus mehr, als nur zwischen normal,
kursiv und fett zu wechseln. Sie ermöglichen uns einen Zugriff mit CSS auf die
Schriftart selbst, und dadurch werden fließende Übergänge und kontinuierliche statt sprunghafte
Veränderungen der Schriftart möglich.
Vielleicht würde man erwarten, das sei schon mit
herkömmlichen Methoden, beispielsweise über eine Animation möglich; ist es aber
nicht. Wenn wir mit einer Transformation, Animation oder mit :hover arbeiten, erfolgt die Veränderung von font-weight sprunghaft.
Wir möchten beispielsweise, dass eine Schrift mittels
Animation dicker und dünner wird.
Das Ergebnis sieht so aus:
Mit einer variablen Schriftart können wir aber auf
Eigenschaften der Schrift direkt zugreifen, so zum Beispiel auch auf font-weight. Mit einer variablen
Schriftart sieht die gleiche Animation so aus:
Axis – variable Schriftarten und
ihre „Achsen“
Warum ist
das so?
Die CSS-Anweisung unterscheidet sich etwas von der bisherigen
Methode.
Bei variablen Schriftarten arbeiten wir mit font-variation-settings. Dabei handelt
es sich um eine low-level-property, die normalerweise nicht verwendet werden soll
(mehr dazu in der Dokumentation), da wir damit direkt auf die Schrift zugreifen. Bei
variablen Schriftarten wollen wir aber genau das. Wir verändern eine bestimmte axis einer Schriftart, wobei die
zulässigen Werte bei unterschiedlichen Schriftarten variieren können.
Häufig
werden Werte zwischen 1 und 1000 definiert; bei italic wäre es allerdings ein boolscher Wert, 0 oder 1.
Derzeit gibt
es fünf sogenannte registrierte Achsen (registered
axes):
Bei "wght"
beispielsweise können bei einer variablen Schriftart nicht nur die
Standardwerte 400 für normal und 700
für bold angegeben werden (oder Werte
in 100er-Sprüngen zwischen 100 und 900), sondern beliebige Werte innerhalb des
verfügbaren Rahmens, etwa 374.
Das erklärt übrigens auch die nahtlose Verbreiterung der Schrift
im Beispiel weiter oben.
Es ist damit zu rechnen, dass im Laufe der nächsten Jahre
noch weitere registered axes
hinzukommen.
Es gibt allerdings nicht nur diese fünf registrierten Achsen,
sondern auch beliebig viele benutzerdefinierte (custom axes)!
Im Unterschied zu den registrierten Achsen müssen die
benutzerdefinierten mit Großbuchstaben geschrieben werden, wie beispielsweise
"TRMC" für „rounded slab“ bei der variablen Schriftart „Decovar“ von
David Berlow – wie der Schriftdesigner diese benennen möchte, bleibt ihm selbst
überlassen, der Achsenname muss nur aus genau vier Großbuchstaben bestehen.
Die Achsenangaben können beliebig miteinander kombiniert und
somit unterschiedlichste Variationen einer Schrift geschaffen werden:
Schon in diesem simplen Beispiel werden durch die Kombination
von "wdth" und "wght" 36 Varianten der variablen Schriftart
„Amstelvar“ erstellt – aber Vorsicht: Nicht alle Kombinationen machen auch
Sinn.
In Kombination von extrem schmal mit extrem fett in der
ersten und zweiten Zeile des Beispiels oben wird die Schrift unleserlich.
Über benutzerdefinierte Achsen (custom axes) können auch
andere, aus der Typografie bekannte Eigenschaften wie "GRADE" beeinflusst
oder neue erfunden werden.
Bei der Schriftart „Buffalo Gal“ lassen sich z.B. die
Eigenschaften „Cookies“, „Fringe“, „Hooves“, „Concavity“ und „Bracketing“ variabel
einstellen.
Dadurch lässt sich das Erscheinungsbild der Schrift komplett
verändern; „Cookies“ beispielsweise betreffen die Form der Punkte auf den Großbuchstaben,
„Fringe“ die Form und Größe der Auswölbung in der Mitte.
Durch die fließende Veränderung der Achsen lassen sich
spannende Effekte erzielen, wie beispielsweise mit der Schriftart „Decovar“ von
David Berlow: